Diabetes-Prävention: Darauf sollten Jugendliche achten
Diabetes ist eine Volkskrankheit. In Deutschland leiden mehr als 6 Millionen Menschen darunter, davon mehr als 90 Prozent an Diabetes-Typ-2. Mit eben jener Krankheit haben sich jüngst Wissenschaftler des Instituts für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn befasst. Und dabei herausgefunden, wie sich Jugendliche besser vor der Erkrankung schützen können.
Tanja Diederichs und ihre Kollegen untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Kohlehydratverzehr Jugendlicher am Morgen und am Abend und den damit verbundenen Risiken für Diabetes-Typ-2 im jungen Erwachsenenalter. Dabei muss einem zunächst bewusst sein: Morgens reagiert der menschliche Organismus sehr gut auf das blutzuckersenkende Insulin. Abends ist der Körper dagegen insulinresistenter, sodass größere Mengen an Insulin zur Aufnahme der gleichen Menge an Kohlenhydraten nötig sind. Da während der Pubertät die Insulinsensitivität generell geringer ist, benötigen Jugendliche zusätzlich mehr Insulin.
Darauf ergab sich die Vermutung: Der Zeitpunkt der Kohlenhydrataufnahme ist bei Jugendlichen besonders wichtig. Wer langfristig ein unvorteilhaftes Essverhalten an den Tag legt, könnte das Risiko für Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels erhöhen – im schlimmsten Fall bis zur Erkrankung an Diabetes-Typ-2.
Das Forscherteam wertete im Rahmen der sogenannten DONALD-Studie die Daten von 252 Jugendlichen (9 bis 16 Jahre) bezüglich ihres Essverhaltens aus. Jeder Jugendliche nahm jährlich an Befragungen zu Gewicht und Ernährungsverhalten teil und wurde im Erwachsenenalter (21 Jahre) erneut untersucht. Dann stellten die Forscher eine Verbindung zu den Blutergebnissen der 21-Jährigen her.
Die Studie zeigte, dass Jugendliche, die abends regelmäßig reichlich Kohlenhydrate zu sich nahmen, erheblich insulinresistenter waren, als die Jugendlichen, die abends geringe Mengen an Kohlenhydraten verzehrten. Das galt insbesondere für kohlenhydratreiche Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index (GI). Der GI gibt an, welche Wirkung ein Lebensmittel mit vielen Kohlenhydraten auf den Körper hat. Je höher der GI, desto stärker steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Essen an.
Wer viele Lebensmittel mit hohem GI zu sich nahm, steigerte auch seinen Fettleberindex. Damit steigt das Risiko, später an einer Fettleber zu erkranken. Dazu Tanja Diederichs: „Interessant ist, dass sich beide Zusammenhänge für den abendlichen, aber nicht für den morgendlichen Verzehr zeigen.“ Daher sei es vermutlich entscheidend, abends auf große Portionen von Lebensmitteln mit hohem GI zu verzichten, um das Diabetes-Typ-2-Risiko zu verringern.
Mit anderen Worten: Jugendliche sollten abends auf große Mengen von Lebensmitteln wie Weißbrot, Cornflakes, Reis, Waffeln, Pommes Frites und stark gezuckerte Produkte verzichten. Denn wer will schon sein Leben lang dazu verdammt sein, sich vor jeder Mahlzeit Insulin spritzen zu müssen?
Quelle: Diederichs Tanja et al.: Carbohydrates from Sources with a Higher Glycemic Index during Adolescence: Is Evening Rather than Morning Intake Relevant for Risk Markers Of Type 2 Diabetes in Young Adulthood? Nutrients 9, 2017.
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